Die berühmte Kapelle des Dresdner Johannisfriedhofs

Sonderveranstaltung „Kunst trifft Religion“

Liebe Besucher!

Am 7. September findet auf dem Johannisfriedhof eine Sonderveranstaltung in Kooperation mit der Katholischen Akademie des Bistum Meißen und dem Freundeskreis des Elias-, Trinitatis- und Johannisfriedhofes statt.

Weitere Details zur Veranstaltung finden Sie hier:

Titelbild Ulmenallee Foerderprojekt

Naturdenkmal Ulmenhauptallee

Der Johannisfriedhof war besonders während der Pandemie, als alle Museen, Bibliotheken und sogar Spielplätze geschlossen waren ein wichtiger Naherholungsort für die Menschen in Dresden, ein lebendiges Geschichtsbuch, eine vielseitig genutzte Parkanlage.

Viele nutzen die Zeit für einen Spaziergang entlang der Alleen und bestaunten die national wertvollen Grabstellen. Die Alleen sind bildprägend und besonders wichtig für das Klima auf dem Friedhof, sie sind ein wertvoller Rückzugsort für die Fauna, da der Johannisfriedhof zu den großen Grünflächen des Stadtbezirkes Tolkewitz zählt.

Der Unterschied wird besonders deutlich, wenn man die Ulmenhauptallee an der 4. Abteilung und den Hauptweg an der 5. Abteilung (frühere Pappelallee) vergleicht. Die Hitze- und Staubentwicklung ist eine ganz andere und es gibt wichtige Zwischenvegetation in den Randbereichen. Eine Allee lädt immer zum Verweilen ein, so konnten und können wir es deutlich beobachten.

Die markante Ulmenhauptallee zwischen der 3. und 4. Grababteilung wurde, so vermuten wir, um 1890 gepflanzt; 96 Bäume werden es zur damaligen Zeit gewesen sein.

Nach der Vergabe der Nutzungsrechte erfolgte der Bau der monumentalen Denkmale, teilweise mit unterirdischen Gruftanlagen. Die Grabeinfassungen reichten fast bis an die damaligen Jungbäume. Durch das Wachstum der Ulmen und der Ausbildung dieser typischen Brettwurzeln wurden sämtliche Grabanlagen in Mitleidenschaft gezogen, darunter auch national wertvolle Einzeldenkmale.

Detailaufnahme – verdrückte Einfassungen und Ziergitter

Abgängige Bäume wurden in den darauffolgenden Jahrzehnten teilweise durch Linden ersetzt, welche ganz unterschiedliche Stammdurchmesser aufweisen. Die Nachpflanzungen am gleichen Standort, so vermuten wir, erfolgte je nachdem ob finanzielle Mittel zur Verfügung standen.

2005 zählte diese markante Allee noch 31 Exemplare, die sich alle in der Alterungsphase befinden und durch den Ulmensplintkäfer, die holzzersetzenden Pilze und die klimatischen Veränderungen (lange Trocken- und Hitzeperioden) stark gestresst werden.

In den darauffolgenden Jahren wurden weitere abgängige Ulmen gefällt, 2019 zählte diese markante Allee noch 26 Exemplare. Weitere Fällungen mussten auf Grund der nicht mehr gegeben Verkehrssicherheit 2020 erfolgen.

Die Abgängigkeit weiterer Bäume, veranlasste uns einen externen Baumkontrolleur mit der Begutachtung der noch vorhandenen Ulmen zu beauftragen.

Neun Bäume wiesen so starke visuelle Schädigungen auf, dass diese als nicht mehr verkehrssicher eingestuft wurden. Die zusätzlichen Befunduntersuchungen Schalltomographie und Zugversuch bestätigten leider die nicht mehr gegeben Verkehrssicherheit. Mit dem Zugversuch, lässt sich eine Aussage zur Bruchsicherheit des Baumes treffen. Die Schalltomographie gibt Auskunft zu Restwandstärken der Bäume.

Die Fällung der neun Bäume erfolgte im Februar 2020.

Mit dem Bewusstsein, das jeder weitere Fällung den Verlust des Alleecharakters darstellt, veranlassten wir eine Gesamtbetrachtung der Ulmenhauptallee einschließlich dem Hauptweg und seiner einbindenden Nebenwege.

Die Ergebnisse der ersten Planungsentwürfe und Vorplanung ergaben, dass nur durch eine abschnittweise Sanierung der gesamten Ulmenhauptallee über die nächsten Jahre perspektivisch wieder eine Hauptallee auf unserem Johannisfriedhof heranwachsen wird.

Die Sanierung der Allee soll bauabschnittsweise in fünf Bauabschnitten erfolgen.

Da die noch vorhandenen Bäume viel zu nah an den national bedeutenden Grabstellen stehen, soll die Allee um mindestens zwei Meter schmaler werden, Flächen entsiegelt und die Wegedecken saniert werden.

Das Niederschlagswasser soll nicht mehr der öffentlichen Kanalisation zugeführt werden, sondern auf den Friedhofsflächen und am Rand der Allee versickern.

Geplanter 1. Bauabschnitt
Oktober 2021: Blick vom Eingang Tolkewitzer Straße in die Ulmenhauptallee, es fehlen allein auf diesem Bauabschnitt 23 Bäume, die Ausgleichs- und Deckschichten des Hauptweges sind nicht mehr vorhanden
Oktober 2021: Blick vom Friedhof zum Ausgang Tolkewitzer Straße – die Lücken in der Allee sind deutlich sichtbar, ebenfalls der desolate Wegebelag

Im Oktober 2021 stellten wir die Förderanträge bei den verschiedensten Institutionen und haben großes Glück, denn wir erhalten sowohl Fördermittel vom Stadtbezirksamt Dresden Blasewitz, dem Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft und vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen.

Am 8. August 2022 war Baustart für den ersten Bauabschnitt. Wir hoffen sehr, dass die Arbeiten Ende Oktober fertig sein werden.

Folgende Arbeiten werden in den nächsten Wochen ausgeführt werden:

  1. Fällung von sieben Ulmen (vier wurden bereits im Januar gefällt) und anschließendes Ausfräsen der Baumstuppen
  2. Außerbetriebnahme der Entwässerung in diesem Teilbereich, die desolate Kanalisation entwässert von der Tolkewitzer Straße zur Wehlenerstraße
  3. Abbrucharbeiten, d.h. Flächenentsieglung, Abbruch und Lagerung der vorhandenen historischen Wegekanten
  4. Sanierung der Wegedecke
  5. Bau einer notwendigen Wegeentwässerung entlang der Allee um die Jungbäume mit Wasser zu versorgen
  6. Pflanzung von 30 Ulmen
  7. Gestaltung des Eingangsbereiches mit einer Neuanordnung des Schaukastens, Bänken und des Gießkannenständers
August 2022: Blick vom Friedhof zum Ausgang Tolkewitzer Straße
August 2022: Blick vom Eingang Tolkewitzer Straße in die Ulmenhauptallee
Bertram01

Sanierung der Grabstelle Max Bertram

Die Sanierung der Ruhestätte des Königlich Sächsischer Gartenbaudirektors Max Bertram (1849-1914) auf unserem Johannisfriedhof mit Hilfe des Stadtbezirksamtes Dresden Blasewitz 2022.

Leider wurde auch diese Grabstätte von den Angehörigen aus den verschiedensten Gründen in einem sehr bedauerlichen Zustand an uns als Friedhofsverwaltung zurückgegeben.

Zustand der Grabstelle im Dezember 2020

Max Bertram (1849-1914) in Hofuniform
Quelle: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.

Max Bertram (1849-1914) realisierte als freischaffender Gartenkünstler und im Auftrag des sächsischen Königshauses zahlreiche gärtnerische Anlagen, die Mehrzahl davon in Sachsen. Dabei folgte er stets den Gestaltungsprinzipien der Lenné-Meyer’schen Schule, die er auch künftigen Generationen zu vermitteln suchte.

Frühzeitig erkannte Bertram den besonderen Wert urbaner Freiräume als „grüne Lungen“ der expandierenden Industriestädte. Er forderte, die Parkanlagen möglichst allen Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen, da Gärten aus seiner Sicht kein Luxus waren, sondern ein wichtiges Erfordernis für die schnell wachsenden Städte im Industriezeitalter.

Allein in Sachsen schuf er 200 Projekte. Sein Leistungsspektrum reichte von Planungen für Dresdner Privatgärten, wie etwa den der Rothermundt-Villa oder den von Gottlieb Traugott Bienert in Dresden-Plauen, über öffentliche Aufträge, wie den Promenadenanlagen in Bad Schandau oder den Gärten und Plätzen zwischen den ausgedehnten Militärbauten in der Dresdner Albertstadt, bis hin zu Begräbnisstätten, wie den Neuen Annenfriedhof in Dresden-Löbtau oder den Nikolaifriedhof in Pirna. Außerdem oblag Bertram als Direktor der Ersten, Zweiten und Dritten Internationalen Gartenbauausstellung in Dresden sowohl die Entwurfsplanung als auch die Anlageleitung.

Des Weiteren ist Bertrams Rolle als Mitbegründer der „Gartenbauschule des Gartenbauverbandes für das Königreich Sachsen“ 1892 in Dresden hervorzuheben, die er 1893 bis 1907 als Direktor im Nebenamt leitete. Hier lehrte Bertram 1892 bis 1914 die Fächer Freihand-, Linear- und Planzeichnen, Landschaftsgärtnerei, Feldmessen, Gartentechnik sowie Gartenkunst. Die Schule widmete sich der theoretischen Ausbildung junger Gartenkünstler.

In Anerkennung seiner Verdienste erhielt Bertram mehrere Auszeichnungen, darunter den 1893 verliehenen Ehrentitel „Königlich Sächsischer Gartenbaudirektor“ und den vom preußischen König Wilhelm II. 1895 in Blasewitz verliehenen Kronenorden vierter Klasse. Für die im Rahmen der Zweiten Internationalen Gartenbauausstellung in Dresden durchgeführten Planungen wurden ihm 1896 das Ritterkreuz erster Klasse des sächsischen Albrechtsordens sowie das Ritterkreuz vierter Klasse des königlich bayerischen Verdienstordens vom heiligen Michael verliehen.

Am 9.6.1914 erlag Bertram den Folgen eines Schlaganfalls und wurde am 12.6.1914 auf dem Johannisfriedhof bestattet. Das Grabmal entwarf der Dresdner Bildhauer Julius Schurig. Fertiggestellt wurde es vermutlich 1915.

Quelle https://saebi.isgv.de/biografie/Max_Bertram_(1849-1914)

Bureau für Straßenbau, Park & Gartenanlagen Bertram & Comp. am Schillerplatz um 1873   
Quelle: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

Grünanlagen sind kein Luxusgut, sie sollen der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden.

Max Betram

Den Verfall der Grabstelle wollten wir nicht länger hinnehmen, so wie sich Max Bertram für die Bevölkerung eingesetzt hat, so setzten wir uns in diesem Jahr für die Sanierung seiner Grabstelle ein.

Wir beantragten Fördermittel beim Stadtbezirksamt Dresden Blasewitz und hatten großes Glück die Mittel von den Stadtbezirksbeiräten und Stadtbezirksbeirätinnen im März bewilligt zu bekommen.

Zustand der Grabstelle im Frühjahr 2022 – das Bronzerelief wurde zwischenzeitlich sichergestellt

Im April konnte mit den Arbeiten begonnen werden.

Rodung der vorhandenen Sträucher durch die Friedhofsgärtnerei

Rückbau der desolaten Einfassung

Neuversatz der Grabeinfassung und Stufenanlage

Mutterbodenauftrag durch die Friedhofsgärtnerei

Reinigung des Grabmals und Anbringung des Bronzereliefs – Bepflanzung der Grabstelle durch den Freundeskreis Trinitatis- und Johannisfriedhof im Juni

Wir freuen uns, dass im Juni die Arbeiten zu Ende gebracht werden konnten und bedanken uns recht herzlich beim Stadtbezirksamt Dresden Blasewitz für die finanzielle Unterstützung und beim Freundeskreis des Trinitatis- und Johannisfriedhof für die Bepflanzung der Grabstelle.