Andacht Rueckblick

Rückblick: Andacht zum Ewigkeitssonntag auf unseren Friedhöfen

Am vergangenen Sonntag konnten wir zahlreiche Angehörige in unseren Feierhallen begrüßen, welche unserer Einladung zu den Andachten gefolgt waren. Im Rahmen der Andachten verlasen wir die Namen der Menschen, welche auf unseren Friedhöfen in dem endenden Kirchenjahr bestattet wurden. Für jeden Monat entzündeten wir eine Kerze. Wer mochte konnte selbst ein Teelicht in Erinnerung an den geliebten Menschen anzünden.

Image002

Unsere Andacht auf unserem Johannisfriedhof begann mit einem Gebet.

Wir erinnern uns an dich.

Beim Aufgang der Sonne und bei ihrem Untergang

erinnern wir uns an dich,

beim Wehen des Windes und in der Kälte des Winters

erinnern wir uns an dich,

beim Öffnen der Knospen und in der Wärme des Sommers

erinnern wir uns an dich,

beim Rauschen der Blätter und in der Schönheit des Herbstes

erinnern wir uns an dich,

zu Beginn des Jahres und wenn es zu Ende geht,

erinnern wir uns an dich,

wenn wir müde sind und Kraft brauchen,

erinnern wir uns an dich,

wenn wir verloren sind und krank in unserem Herzen,

erinnern wir uns an dich,

wenn wir Freude erleben, die wir so gerne teilen würden,

erinnern wir uns an dich

so lange wir leben, wirst du auch leben, denn du bist ein Teil von uns,

wenn wir uns an dich erinnern.

nach „Tore des Gebets“, Reformiertes Jüdisches Gebetsbuch, Wenn das Leben mit dem Tod beginnt

Es ist tröstlich, dass solange wir leben, auch die Erinnerungen in uns sind und uns in unserer Trauer begleiten – auch, wenn es manchmal sehr schmerzhaft ist und wir sehr gefordert werden.

Wir wünschen den Angehörigen, Hinterbliebenen und Besuchern unserer Friedhöfe ein friedvolle und besinnliche Vorweihnachtszeit.

Reissiger

Grabstelle von Carl Gottlieb Reißiger

Die Grabstelle von Carl Gottlieb Reißiger, einer der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert, gehört zu den personengeschichtlichen absolut erhaltenswerten Grabstellen auf unserem Ev.-Luth. Trinitatisfriedhof.

image001

Angehörige, welche sich um den Erhalt der Grabstelle bemühen gibt es schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Die Kosten für die Grabpflege selbst übernimmt das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft auf der Grundlage eines Stadtratsbeschlusses zur Erhaltung Gräber bekannter Persönlichkeiten.

In den letzten Jahren verschlimmerten sich die Schäden am Grabmal immer weiter, die starke Oberflächenverwitterung führte zur Unlesbarkeit der Inschriften. Dem Marmorgrabkreuz drohte die Abnahme, der korrodierte Dübel hatte bereits starke Risse am Kreuzsockel verursacht.

Der Friedhofsverwaltung gelang es nun in Zusammenarbeit mit der Carl-Gottlob-Reißiger Stiftung und der Reißiger-Gesellschaft aus Bad Belzig das Grabmal restaurieren zu lassen. Beiden Reißiger Institutionen war es gelungen über Spenden und einem Benefizkonzert die Eigenmittel für die Beantragung der Fördermittel zu akquirieren. Die Restaurierungsarbeiten konnten im August dieses Jahres fertiggestellt werden.

Wir als Friedhofsverwaltung freuen uns sehr, dass es Mithilfe der Carl-Gottlob-Reißiger Stiftung und der Reißiger-Gesellschaft gelungen ist die Grabstelle zu bewahren, so dass sie für nachfolgende Generationen erlebbar bleibt.

Weitere Informationen:

Carl Gottlieb Reißiger gehörte zu den bedeutenden Musikerpersönlichkeiten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er wurde am 31. Januar 1798 im damals sächsischen Belzig (heute Bad Belzig, Land Brandenburg) als Sohn des Kantors Christian Gottlieb Reißiger geboren. Seinen ersten musikalischen Unterricht erhielt er vom Vater. Als Dreizehnjähriger kam er nach Leipzig zu den Thomanern. Dort ermöglichte ihm das Amt des Präfekten, seine eigenen Kompositionen in der Thomaskirche aufzuführen.

Nach Abschluss seiner Musikstudien in Leipzig, Wien und München unternahm er eine Bildungsreise nach Belgien, Frankreich und Italien. Ende 1826 wurde er als Königlicher Kapellmeister nach Dresden gerufen. Im Jahre 1828 trat er die Nachfolge von Carl Maria von Weber an und wurde 1851 offiziell zum Hofkapellmeister berufen. Seine Hauptwirkungsstätten waren somit die Hofoper und die Hofkirche. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tode am 7. November 1859.

Sein kompositorisches Schaffen umfasst ca. 600 Werke, darunter 10 Opern, sechs Festspielmusiken, vier Schauspielmusiken, eine Sinfonie, zahlreiche Instrumentalwerke (u. a. 26 Klaviertrios und sechs Violinsonaten) sowie Lieder und Gesänge. Zum umfangreichen kirchenmusikalischen Werk, das Reißiger im Auftrag des sächsischen Königshauses schuf, gehören 13 Messen, 11 Psalmvertonungen, vier Motetten, ein Magnificat, ein Requiem und als größtes Werk das Oratorium „David“ in zwei Teilen nach Worten der Heiligen Schrift.

Nach Reißigers Tod geriet sein Werk weitgehend in Vergessenheit, vor allem die Kirchenmusik, da diese Auftragswerke Eigentum des Hofes waren und nicht veröffentlicht wurden.

In den 1980-er Jahren begann die Kirchenmusikerin Thea Labes (1937 – 2011), die in Reißigers Geburtshaus in Belzig lebte und als Kantorin wirkte, sich für dessen kirchenmusikalisches Werk zu interessieren und entdeckte in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek zahlreiche Originale seiner Kompositionen. Sie schrieb unter Mithilfe enger Freunde Note für Note für jede Instrumental- und Gesangsstimme in mühevoller Kleinarbeit von den auf Mikrofilm festgehaltenen Partituren Reißigers ab – von heutigen digitalen Möglichkeiten war man (zumal in der DDR) weit entfernt – und brachte diese wunderschönen romantischen Werke erstmals zur Wiederaufführung, so im Jahr 1984 die Missa solemnis und 1987 das Oratorium „David“. Diese und weitere Werke fanden in der Folge durch gedruckte Ausgaben zunehmende Verbreitung.

Thea Labes machte sich Reißigers Kirchenmusik zur Lebensaufgabe, gründete einen Projektchor und errichtete 2007 die Carl-Gottlieb-Reißiger-Stiftung, die seither im Rahmen ihrer Möglichkeiten Projekte der Bewahrung, Neuentdeckung und Verbreitung von Reißigers musikalischem Erbe fördert. Im Geburtshaus des Komponisten in Bad Belzig hat die Stiftung einen Gedenkort für Reißiger und seine Wiederentdeckerin errichtet.

www.reissiger-stiftung.de